Die Liebe zur Musik ist etwas, das über Generationen hinweg weitergegeben werden kann. Der Reiz der Musik, die in einem Haushalt von den Eltern gehört oder gespielt wird, kann Kinder dazu bringen, diese Kunst zu studieren oder sich sogar darin zu hervortun. Besonders hilfreich ist es, wenn ein Elternteil dem Kind helfen kann, aus erster Hand ein Instrument oder eine Darbietung zu erlernen.
Die Sängerin Camille Bertault machte ihre ersten Schritte in der Musik unter der Anleitung ihres Vaters Paul Bertault, einem Pianisten, der sich in der klassischen Musik und im Jazz versuchte. Diese frühe Inspiration führte dazu, dass sich die jüngere Bertault der Musik zuwandte und eine erfolgreiche und gefeierte Karriere als Künstlerin einschlug. Die beiden spielen regelmäßig zu Hause und bei kleinen Konzerten zusammen, was zu einer einzigartigen musikalischen Verbindung führt. Auf ihrer neuen Aufnahme Songs for My Daughter präsentieren die Bertaults ein Programm, das ihre Verbundenheit zelebriert und dem Hörer einen kleinen Einblick gewährt.
Paul Bertault begann seinen Klavierunterricht bei seiner Mutter, die ihn mit den Klassikern von Mozart und Debussy bekannt machte. Seine Begeisterung für die Musik brachte ihn dazu, sich das klassische Repertoire selbst beizubringen, aber sein Herz gehörte dem Jazz. Er lernte die Musik im Geheimen und trat, sobald er allein war, in seiner Heimat Frankreich auf. Bertault schlug zwar nicht den Weg der Performance ein, aber er wurde ein gefeierter Tontechniker, der mit vielen der wichtigsten Persönlichkeiten des Films zusammenarbeitete, darunter Orson Welles und Jacques Demy.
Als seine Tochter ein Kleinkind war, stellte Paul fest, dass sie ein musikalisches Gehör hatte, da sie die Melodien von Liedern aufschnappen konnte, die sie aus der eklektischen Auswahl, die im Haus gespielt wurde, hörte. Es dauerte nicht lange, bis Paul sich mit Camille ans Klavier setzte und begann, ihr das beizubringen, was er wusste, angefangen mit Maurice Ravels Ma mère l'oie" für vier Hände auf einem einzigen Klavier. Diese Grundlage führte dazu, dass Camille im Alter von acht Jahren das Konservatorium besuchte und so ihren Weg in die Musik begann.
Während ihrer gesamten Jugend trat Camille mit ihrem Vater zu Hause und in den Ferien auf. Auch als sie erwachsen und berufstätig wurde, hielten sie ihre regelmäßigen Sessions aufrecht. Während der Pandemie machte Paul klar, dass er ihr Duo gerne aufnehmen würde. Sie hatten schon früher Aufnahmen gemacht, aber dieses Mal wollten sie das Studio ihres Nachbarn Francis Linon in der Nähe von Nizza nutzen, das Studio der berühmten Prog-Rock-Band Magma.
Als das Duo ins Studio ging, wussten sie, dass sie es locker angehen wollten, indem sie Stücke nannten, die ihnen gefielen und sich wie eine Jamsession anfühlten. Sie wussten auch, dass es bestimmte Stücke gab, die zu spielen für sie logisch war. Der Komponist Michel Legrand war für beide von großer Bedeutung. Paul hatte Legrand kennen gelernt und mit seiner Musik an der Seite von Regisseur Demy gearbeitet. Camille wuchs mit Legrands Musik auf und gab später ein Konzert mit seiner Musik mit den Pariser Philharmonikern.
Auch die brasilianische Musik ist in den letzten zehn Jahren zu einer von Camilles Leidenschaften geworden. Sie hat Brasilien fast 25 Mal besucht und es zu ihrer zweiten Heimat gemacht. Außerdem ist sie mit vielen der besten Musiker des Landes aufgetreten. Als das Duo im April 2022 im Studio eintraf, hatten sie ein eklektisches Programm für die Aufnahme vorbereitet.
Das Programm beginnt mit "Our Love Is Here To Stay" der Gebrüder Gershwin, wobei das Duo eine zurückhaltende, aber verspielte Interpretation des Klassikers liefert. Es folgt Thelonious Monks "Ruby My Dear" mit seiner stattlichen Melodie und dem französischen Text von Camille, während sich "Syracuse" von Henri Salvador und Bernard Dimey mit Pauls beschwingtem Klavier und Camilles gehauchtem Gesang zart wie eine Blume entfaltet. Legrands und Agnes Vardas "Chanson de Lola" aus dem gleichnamigen Film von Jacques Demy wird direkt und martialisch vorgetragen.
Billy Strayhorns "Chelsea Bridge" ist fließend und üppig, das Duo sorgt für ein perfektes Gefühl, wie blauer Satin. Antonio Carlos Jobims "Dindi" ist bedächtig, schimmert aber unter Camilles Beherrschung von Aloysio de Oliveiras verspielter portugiesischer Lyrik. Ivan Lins "The Island" ist eine wehmütige Melodie, aber mit einigen von Camilles herrlichsten Texten, während Jobims "Luisa" eine schaurige und dramatische Wendung nimmt. John Coltranes "Naima" hat eine subtile Dringlichkeit, während Pauls Klavier einen muskulöseren Ansatz verfolgt.
Camilles Stimme tanzt über "Y Decidete Mi Amor", einem kubanischen Song des Gitarristen José Antonio Méndez García. Melancholisch wird es bei ihrer rhapsodischen Version des Standards "You Have Changed" von Bill Carey und Carl Fischer. Legrands und Demys "Amour, Amour" gibt dem Duo eine ausgelassene Melodie, die sie dehnen und dabei Momente der Wärme und Dissonanz zulassen. Die Aufnahme schließt mit Camilles Original "Winter In Aspremont", einer schönen Ballade, die von der Rückkehr in das Haus ihrer Familie während des pandemischen Winters inspiriert ist.
Die Zusammenarbeit zwischen Camille Bertault und Paul Bertault ist die längste und bedeutendste ihres Lebens. Es ist nur natürlich, dass ein Vater-Tochter-Gespann eine besondere Verbindung und eine natürliche, aber einzigartige Kommunikation aufweist. Songs for My Daughter" des Duos ist eine herzerwärmende Darstellung von Herz und Liebe durch die Musik der beiden.