Der bosnische Sänger, Songwriter und Bewahrer der Sevdah-Tradition Damir Imamovic glaubt fest an die verbindende und befreiende Kraft seiner Lieder. Auf seinem neuen Album „The World and All That It Holds“ trägt er Eigenkompositionen und traditionelle Lieder in bosnischer und sephardisch Sprache mit atemberaubender Emotion und Überzeugung vor. Die Lieder, die als musikalische Begleitung zum gleichnamigen Roman des bosnisch-amerikanischen Autors Aleksandar Hemon entstanden sind, erzählen Geschichten von Liebe und Verlust, von Entbehrungen und Durchhaltevermögen. Damir Imamovic beschwört mit seinem Album den Geist seiner Heimatstadt Sarajevo, indem er die traditionellen musikalischen Einflüsse aufgreift und gleichzeitig den Blick in die Zukunft seines Landes richtet. Sein letztes Album wurde bei den „Songlines Music Awards“ und den 2020 Transglobal World Music Charts als „Best of Europe“ ausgezeichnet.

Es war keineswegs abzusehen, dass Damir Imamovic Musiker werden würde, geschweige denn ein Visionär, der einen neue Bewegung in der Welt der bosnischen Sevdah Musik anführen würde. Er wurde 1978 in eine bekannte Musikerfamilie in Sarajevo geboren und war seit seiner Kindheit von den Klängen und Worten der Sevdalinkas (Lieder der Sevdah) umgeben. Doch zunächst widersetzte er sich der Familientradition. Das Wort sevdah stammt aus dem Arabischen und bedeutet wörtlich übersetzt "schwarze Galle". Das Wort fand auch Eingang ins Portugiesische (saudade) und ins Türkische (sevda), um Sehnsucht und Liebe auszudrücken. Sevdah hat seine lyrischen Wurzeln in der südslawischen Volksdichtung, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht und von der romantischen Bewegung aufgegriffen wurde, als Bosnien und Herzegowina im 19. Jahrhundert Teil des Österreichisch-Ungarisches Reiches wurde.

Seine musikalische Form entstand in den Cafés des „Fin de Siècle“ in Sarajevo, Banja Luka, Travnik und Mostar, wo bosnische Musiker östliche Einflüsse aus dem Osmanischen Reich mit traditionellen slawischen und europäischen Melodien vermischten. Ähnliche musikalische Revolutionen fanden in den sich urbanisierenden Kulturen auf der ganzen Welt statt und brachten den portugiesischen Fado, den argentinischen Tango und die griechische Rembetika hervor. Während der langen Monate, in denen er während der Belagerung von Sarajevo Schutz suchte, lernte Damir Gitarre spielen und entdeckte alte Lieder. Nachdem er einige Jahre weg war, um Philosophie zu studieren, brachte ihn ein Familienprojekt, das Repertoire seines Großvaters zu katalogisieren, zurück zu sevdah. 2005 begann Damir regelmäßig aufzutreten, und tourt seitdem durch den Balkan und Europa, aber auch durch die Vereinigten Staaten, China und Mexiko. Er hat sieben Alben aufgenommen und wurde für sein letztes Werk „Singer of Tales“ bei den Songlines Music Awards und in den Transglobal World Music Charts 2020 als "Best of Europe" ausgezeichnet.