Deitsch spielen traditionelle Tanzmusik aus Deutschland - zeitlos
und zeitgemäß zugleich.
Die vier Vollblut-Musiker erwecken Instrumentalstücke aus alten Notenhandschriften (verfasst zwischen 1750 und 1870) zu
neuem Leben. Frisch und unverkrampft, mit einer guten Portion Weltoffenheit und viel Erfahrung in anderen europäischen
Musiktraditionen wird die oft als bieder belächelte deutsche Folkmusik gründlich entstaubt und ins 21. Jahrhundert katapultiert.
Daneben interpretieren sie Volkslieder und Gedichtvertonungen mit so universellen Themen wie dem Jahreszyklus, Liebe,
Geburt und Tod.
Jürgen Treyz und Gudrun Walther sind Gründungsmitglieder der Band Cara, die mit ihrer eigenständigen Interpretation von
keltischer Musik sowie einem hohen Anteil an eigenen Songs und Tunes seit über 15 Jahren weltweit Tourneen spielt und mit
zwei Irish Music Awards ausgezeichnet wurde. Unter dem Namen Deitsch haben Walther und Treyz aber auch drei CDs mit
deutschem Material veröffentlicht, die CD “Heimat” gewann 2009 den Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik.
2018 folgte mit dem Album “Duo” in der namensgebenden Kleinstbesetzung ihr bislang intimstes Werk.
2019 nun ein Comeback von Deitsch - und dieses Mal in einer Quartettbesetzung. Neu dazu gekommen sind mit Steffen Gabriel
(Northern Light, Trasnú, Nua,) und Barbara Hintermeier (More Maids) zwei weitere Musiker, die aus der deutschen Folkszene
nicht mehr wegzudenken sind.
Barbara Hintermeier stammt aus Bayern und ist dort in einer Familie aufgewachsen, in der traditionelle Musik ein fester Bestandteil
des Alltags ist. Schon im zarten Alter von 9 Jahren stand sie mit ihrer Geige als jüngstes Mitglied der Familien-Band
mit ihren Eltern und ihren beiden Geschwistern auf der Bühne.
Steffen Gabriel wurde ebenfalls von seinen musikalischen Eltern gefördert, als Teenager entdeckte er dann die verschiedenen
Dudelsäcke der Welt und erlag ihrer Faszination. Über die irische Musik fand er schließlich zur Holzquerflöte, die er mittlerweile
nicht nur virtuos spielt sondern in seiner eigenen Werkstatt auch professionell baut.
Und wie klingt das nun? Geografisch liegt Deutschland in der Mitte zwischen Skandinavien und den Alpenländern, zwischen
Frankreich, England, Irland und Polen und das gilt ebenso für den Sound von Deitsch, der dabei immer eigenständig und unverwechselbar
bleibt. Das Instrumentarium ist durchweg akustisch, auf Loops und andere elektronische Spielereien wird zugunsten
von Geigen, Flöte, Dudelsäcken, Akkordeon und Gitarre verzichtet. Gudrun Walther singt die alten Lieder liebevoll und
ohne Pathos mit klarer, einprägsamer Stimme.
Aufgenommen wurde das Album vom 24. bis 29. Juni, mitten in der ersten Hitzewelle des Sommers 2019. Während die Temperaturen
auf 38°C im Schatten kletterten, spielten die vier Musiker, die sich schon lange über Sessions kennen und bereits
auch in verschiedenen Projekten zusammengearbeitet haben, in einem nicht klimatisierten (!) Aufnahmeraum ohne akustische
Trennung und gleichzeitig. Dies erlaubte ihnen, mit maximaler Spontaneität und Empathie zu musizieren und so entstand
diese Momentaufnahme – so wie früher, als der Toningenieur noch sagte “Band läuft!”.
Die Instrumentalstücke stammen aus verschiedenen Notensammlungen, die in jüngerer Zeit an die Öffentlichkeit kamen und
zum überwiegenden Teil nun digitalisiert zur Verfügung stehen. Diese sind:
- die Tanzammlung Dahlhoff, eine Notenhandschrift, die zwischen 1767 und 1799 in der Küster- und Organistenfamilie
Dahlhoff im Münsterland aufgeschrieben wurde
-
die Wittenberger Apothekenhandschrift um 1768
-
das Seibiser Notenbuch aus dem Jahr 1784
-
die Altländer Notenbücher aus dem Jahr 1792
-
das Mecklenburger Tanzbuch aus Arendsee von 1870
-
das “Dantz Büchlein” des Johann Friedrich Dreysser von 1720
-
das “Notenbüchlein des Onkel Ewert”, ca. Mitte des 19.Jahrhunderts
Außerdem steuerte die in der Tradition Bayerns verwurzelte Geigerin Barbara Hintermeier noch zwei bayerische Tanzmelodien
bei, und von Steffen Gabriel (Holzquerflöte, Schäferpfeife) und Jürgen Treyz (Gitarren) erklingt je eine neue Komposition.
Die vier Lieder wählte Sängerin Gudrun Walther aus, sie lernte sie durch ihre musizierende Familie kennen. “Der Winter ist
vergangen” sowie “Es geht eine dunkle Wolk’ herein”, stammen beide aus dem 16. Jahrhundert. “Ade nun zur guten Nacht”
ist ein Volkslied aus dem frühen 19. Jahrhundert, und “Es war ein König in Thule” stammt aus Goethes “Faust” (1774), die Melodie
wurde 1812 von Friedrich Zelter komponiert.
Die Arrangements entstanden spontan während der Aufnahmetage – alles fügte sich erstaunlich schnell und mühelos zu einem
stimmigen Ganzen, und so war das Album tatsächlich nach 6 Tagen eingespielt.
In Zeiten der Globalisierung mag traditionelle Musik ein Anachronismus sein, kann aber auf wohltuende Art dazu beitragen,
kulturelle Identität zu stiften und Vielfalt zu feiern.
250 Jahre alte und vergessen geglaubte Tanzmusik aus Deutschland, arrangiert und interpretiert im Stil moderner europäischer
Folkmusik am Puls der Zeit, dargeboten mit Herz und Seele und viel virtuoser Musikalität.
Wer weiß, vielleicht kann diese Album einen Beitrag dazu leisten, dass auch hierzulande traditionelle Musik wieder salonfähig
wird. Zu wünschen wäre es!