Die Geschichte ist schnell erzählt: Mann geht in den Wald, macht ein kurzes Schläfchen, und als er wieder aufwacht, sind plötzlich 20 Jahre vergangen. Die Rückkehr in sein gealtertes Dorf hinterlässt ihn mehr als verstört. Der Mann heißt Rip van Winkle und auch wenn seine Geschichte ursprünglich eine short story ist – Washington Irving hat sie 1819 dann doch in mehr als nur drei Zeilen erzählt.
Den Schriftsteller Max Frisch inspirierte die Figur 1953 zu einem gleichnamigen Hörspiel (dem Vorläufer zu seinem Prosawerk „Stiller“). Die Musikgruppe Höngdobel schließlich befand 2006, dass es Zeit sei für einen Namenswechsel – und nannte sich fortan Rip van Winkle. Bleibt zu fragen: Sind die denn auch aus der Zeit gefallen? Oder einfach nur auf den Mund?
Rückblende: Wir schreiben das Jahr 1994. Der Schauspieler Jörg Hube hat sich zu einer Oskar-Maria-Graf-Lesung in Fürstenfeldbruck bei München angekündigt, begleitende Musik wird dringend benötigt. So fragt man fünf einheimische (bis dahin als Punk- und Rockband in Erscheinung getretene) junge Musiker, ob sie innerhalb von 14 Tagen ein musikalisches Rahmenprogramm auf die Bühne bringen können. Sie können, die Lesung wird bejubelt und beklatscht. Als Höngdobel folgen weitere Projekte mit Jörg Hube, Wolf Euba und Joachim Höppner, zahllose Konzerte mit z.B. Georg Ringsgwandl, Sigi Zimmerschied und Andreas Giebel, Fernseh- und Radioauftritte, Theatermusik, Tourneen durch die bayerische Kleinkunst- und Musikkabarett-Szene, diverse Preise und vier von der Presse hoch gelobte CDs (siehe unten „Pressestimmen“). Dann ist es auf einmal 2006 und die fünf Musiker haben die Faxen dicke. Wollen nicht mehr lustig sein auf Teufel komm raus. Nennen sich Rip van Winkle und verkriechen sich für ein paar Jahre in ihrer knorrigen Unteraltinger Soundbaracke (bei Grafrath, nahe dem Ammersee). Dort nehmen sie eine ganz und gar unerhörte CD auf. Mit akustischen und elektrischen Instrumenten, mit deutschen und englischen Texten und mit 11 fragil zwischen Pop, Punk, Blues, Jazz und Minimal Music mäandernden Musikstücken, die von bizarrer Lautgestalt sind: Befremdlich und doch einnehmend. Sperrig und doch eingängig. Humpelnd und doch irgendwie ankommend. 2009 ist es dann endlich soweit: Blinzelnd stolpern Rip van Winkle aus ihrer Baracke, die neue CD im Gepäck, die Augen gerötet. Und vor sich eine Welt, die sie manchmal mehr als verstört zurücklässt. Rip van Winkle: Songs from the Funny Farm.
Die Musiker und ihre Instrumente:
Christian Götz - Gesang, Trompete
Thomas Koppelt - Cello, Gesang, Klavier, Harmonium, yamaha yc-30
Martin Lutz - Schlagzeug, Vibraphon, Geige, yamaha yc-30, korg ms-20, Omnichord, djembe, Klavier,
Gesang
Alex Naumann - Gitarren, Harmonium, Omnichord, yamaha yc-30, Gesang
Andreas Porsch - Klarinetten, Querflöte, Baritonsaxophon
Als Gast: Svenja Bartsch – Gesang