Live aufgenommen im Mai 2018 in einer kleinen Kirche in Casola bei Bologna, trägt das neue Solo-Projekt von Carlo Maver (Bandoneon und Flöte) den Namen „Volver“. Das Album versucht die besondere Stimmung einzufangen, die entsteht, wenn sich Künstler und Publikum zu einer Einheit verbinden und beide dabei die Musik von außen, wie aus ihrem inneren wahrnehmen. Die Wahl, das Album komplett allein einzuspielen, gibt Maver die Möglichkeit, die Klänge seiner Instrumente rein und klar zu gestalten und somit auf ihr Wesentliches zu reduzieren. „Volver“ ist Musik, die aus der Stille kommt und zugleich die Stille anzieht.
Einen starken musikalischen Einfluss auf das Album ist Carlo Mavers Lehrer und Mentor Maestro Dino Saluzzi aus Argentinien zuzuschreiben. Dieser vertritt eine eher poetische Herangehensweise an das Bandoneon und veranlasste Maver so andere Wege zu gehen, die über die Traditionen des argentinischen Tangos hinausgehen, mit dem das Instrument traditionell eng verbunden ist.
Carlo Maver ist nicht nur einer der führenden Bandoneon-Spieler Italiens. Er ist auch ein unablässiger Reisender und Abenteurer. Sein Album „Volver“ erscheint nur zwei Jahre nach der Veröffentlichung seines Buches "Azalai: 1500 Kilometer zu Fuß in der Wüste" (erschienen 2017 bei Pendragon). Das Buch ist das Tagebuch einer Reise entlang des Azalai in Afrika, der alten Handelsroute durch die Wüste Malis von Timbuktu zu den Salzminen von Taoudeni. Die Reise war eine extreme und einsame Erfahrung für den Musiker, der so am eigenen Leib erlebte, wie schwer es ist, auf alte Gewohnheiten zu verzichten, seinen eigenen Glauben in Frage zu stellen und sich in einem völlig fremden Kontext zu bewegen, der seinen eigenen Gesetzen unterliegt. Und am Ende, am Ziel seiner langen Reise, entdeckte er, dass er ein veränderter Mensch und somit auch ein anderer Musiker war, als noch bei seiner Abreise. Es ist also kein Zufall, dass die Zeit in der Wüste einen gewichtigen Anteil an diesem Album hat und seine Beziehung zu Musik verändert hat. Er vermag es nun seine Darbietungen und Arrangements auf eine völlig neue Art und Weise zu gestalten, bei der das Hören auf sich selbst, die Töne und vor allem die Stille ein wesentlicher und untrennbarer Bestandteil des Ganzen ist.
Carlo Maver fasst die Ergebnisse seines Projekts folgendermaßen zusammen:
Dieses Soloprojekt war für mich eine tiefe Erfahrung. Ich bin an meine eigenen musikalischen Grenzen und Befürchtungen in Bezug auf Klang und Echo gegangen. Es war eine einmalige Gelegenheit, allein zu spielen und mir selbst zuzuhören. Es gab immer wieder Momente, in denen ich keinerlei Angst vor Fehlern hatte. Ich fand einen Zustand der Akzeptanz und Hingabe, in dem ich erkannte, wer ich bin, ohne dass mich jemand verurteilte. Es war der Moment des uneingeschränkten Zuhörens.